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Zu meinem 70. Geburtstag erschien im

Straubinger Tagblatt

SPD-Stadtrat Peter Euler wird 70

Ausdauernd wider die Norm
 
Portait:Peter Euler

„Vermutlich wird man doch anders, wenn man älter wird. Ich bin nicht mehr so aggressiv wie früher."
Mick Jagger

 

Heute noch mal jung sein? Nein, das möchte er nicht, sagte Peter Euler in einem Tagblatt-Interview zum Thema „Die 68er". Er sei in ei­ ner Zeit aufgewachsen, in der es immer vorwärts ging, immer weiter. Heute sei der Blick in die Zukunft schwieriger: Unsichere Ar­ beitsplätze, unsichere Renten und Statussymbole scheinen ungemein bedeutsam. Seit fünf Jahren ist Peter Euler pensionierter Volksschullehrer. Das war er aus Passion, obwohl er in ganz jungen Jahren eigentlich vorhatte, hauptamtlicher Pfadfinder zu werden. Aber so etwas wie Pfadfinder ist er doch noch geworden, nämlich Fraktions-Vorsitzender der bei der Kommunalwahl 2020 auf nur noch fünf Köpfe dezimierten SPD-Fraktion. Am heutigen Samstag wird er, der auf 36 (!) Jahre Stadtratszugehörigkeit zurückblicken kann, mitunter ein provokanter Zwischenrufer, im Bauausschuss geradezu ein Urgestein und langjähriges Mitglied im Festausschuss, unglaubliche 70 Jahre jung.
Wer ist Peter? Das wird sich mancher fragen. Denn seine Freunde nennen ihn nur August. Als DJK-Fußballer hat er auf Mannschaftsfahrten im Bus immer zum Mikrofon gegriffen und witzige Geschichten erzählt über Gott und die Welt. Hauptakteur war ein fiktiver Charakter namens August. Seitdem ist Peter Euler „August".
70? Kaum zu glauben! Das sagen ihm viele. Die Reaktion freut ihn. Schließlich geht es ihm gut, auch dank konsequenter Fitness-Center-Besuche - mindestens dreimal die Woche. Optisch ist er seinem Stil konsequent treu geblieben. Das Markenzeichen, die Mähne, ist nur zwischendurch um ein paar Zentimeter gezähmt gewesen und jetzt wieder in gewohnter Schulterlänge. Der Blick auf Fotos aus jungen Jahren vermittelt eine verblüffende Ähnlichkeit mit dem jungen Leslie Mandoki von Dschingis Khan, heute in würdevollem Silbergrau mit dem legendären Westernheld Buffalo Bill. Die Jeans ist Eulers Nadelstreifen, kombiniert mit der bis heute gepflegten Aversion gegen Krawatten.
Ein „genormter Karrierestadtrat von der Stange" sei Euler nie gewesen, hat der damalige OB Rein­hold Perlak anlässlich der Verleihung der Goldenen Bürgermedaille 2004, über ihn gesagt. Genormt ist Euler überhaupt nicht - vier Jahre bei der Bundeswehr, dann bekennend linker Lehrer, der sich nie verbogen hat, Demonstrant in München, Stuttgart, Bonn. Und in der evangelischen Kirche engagiert, „aus vollem Herzen".
Dass ein lässiger Typ wie er bei pubertierenden Schülern gut ankam, mit denen Euler zeit seines Berufslebens als Volksschullehrer der letzten drei Jahrgangsstufen zu tun hatte, liegt auf der Hand. Davon sollte sich ein Schüler aber nicht täuschen lassen, hat er mal gesagt, ihm sei immer wichtig gewesen, auch Grenzen aufzuzeigen. Umso mehr freut den Vater zweier erwachsener Kinder, zu Klassentreffen seiner Ehemaligen eingeladen zu werden. Er muss den richtigen Ton gefunden haben.
Dem Ruhestand hat er mit Freude entgegengesehen, heute schätzt er ihn umso mehr, wenn er an Mund-Nase-Masken, Homeschooling und Lüftungsstrategien für Klassenzimmer denkt. Er hatte sich 2015 vorgenommen, im relaxten Loriot'schen Sinne „endlich einmal einfach nur so sitzen" zu dürfen, auf seiner Terrasse im Grü­ nen und ohne Gedanken an Korrekturen, Unterrichtsvorbereitung, Schulreformen und wachsende Bürokratie. Darum hatte das kürzliche Anschreiben des bayerischen Kultusministers, ob er nicht nochmal ein Gastspiel in der personell gebeutelten Volksschule einlegen wolle, keinerlei Reiz für ihn. „Danke, nein." Wenn er im Sommer zu den Sitzungen des Stadtrats in Shorts und Schlappen kommt, dürfte das der untrügliche Beweis sein, dass er sein Vorhaben - „endlich einmal einfach nur so sitzen" - wahrgemacht hat. Dazu eine mächtige Prise Schnupftabak - da ist jemand tiefenentspannt.
Es sei denn, er wird provoziert. Dann sieht er rot. Seine früheren rhetorischen Duelle mit Rudi Lichtinger von der CSU sind seit dessen Rückzug aus dem Plenum Vergangenheit. Nach der Sitzung haben sich aber beide bei einem Bier selbst nach hitzigen Verbalattacken versöhnt und über Willy Brandt und Franz Josef Strauß phi­ losophiert. Euler pflegte auch eine Männer-Freundschaft mit Eduard Gruber und Edwin Hirtreiter, den einstigen CSU-Haudegen im Bauausschuss. Diesen kollegialen Umgang hat er immer geschätzt und dafür wird er geschätzt. Sein heutiger persönlicher Gegenpol im Plenum ist die Grünen-Fraktion. Ob es nach den Sitzungen ein gemeinsames Bierchen gibt? Eher weniger.
Seit 1975 SPD-Mitglied, ehemals umtriebiger Juso-Vorsitzender, macht Euler sich nichts vor, dass es die Sozialdemokraten heute nicht leicht haben, weder im Bund, schon gar nicht im Land und auch nicht kommunal. Auch wenn er jung im Amt des Fraktionsvorsitzenden, ist, der angepeilte innerfraktionelle Generationenwechsel hat 2020 nicht geklappt. Doch Euler schöpft sein sozialdemokratisches Selbstbewusstsein aus einer 18-jährigen erfolgreichen Ära von SPD-Oberbürgermeistern, aus der vieles sichtbar überdauert hat: Übernahme des ÖPNV, Fraunhoferhalle, Südring, Industrieansiedlungen...
Von Altenteil ist bei ihm - seit 14 Monaten Großvater einer Enkeltochter - jedenfalls nicht die Rede. „Als Pensionist habe ich mehr Zeit für die Stadtratsarbeit", hat er vor fünf Jahren gesagt. Mehr Arbeit hat er jetzt. Daneben ist er seit 32 Jahren im Kirchenvorstand der Christuskirche engagiert, im Alburger Vereinsleben zwischen FC und Feuerwehr bestens vernetzt und obendrein Schatzmeister des traditionsreichen Hausmeister­ Vereins (seit 1707 bestehend), ohne dass er je Hausmeister gewesen wäre. Eben nicht genormt. Auch und schon gar nicht mit 70.

Monika Schneider-Stranninger


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